# 12 Erwartungen – der Beziehungskiller

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 Wir alle tragen Erwartungen und Vorstellungen in uns, und sind uns dessen oft nicht bewusst. In unseren Beziehungen können sich allerdings zu wahren Beziehungskiller entwickeln. Kaum ein Paar spricht schon zu Beginn darüber, was sie sich voneinander erwarten. Wobei die bewussten Erwartungen meist gar nicht das große Problem sind. Diese werden in den „normal auftretenden“ Konflikten schneller einmal thematisiert und besprochen. Der wirkliche Stolperstein sind die unbewussten Erwartungen. Die, die meist später zum Vorschein kommen. Die sich zeigen, weil sich Träume nicht erfüllt haben oder sich die Partnerin oder der Partner nicht in die – erwartete/gewünschte –  Richtung entwickelt hat. Dann schleicht sich langsam Enttäuschung ein und mit ihr im Allgemeinen auch Rückzug aus der Beziehung. Der Lebensmensch wird an etwas festgemacht, dessen man sich selbst vollkommen unbewusst ist.

Man verliebt sich in eine Vorstellung des/der anderen. In eine Möglichkeit, die man im anderen sieht und die man gerne hervorlieben möchte, und durch die Liebe und Zuneigung, die wir der/dem Partner*in schenken, wollen wir ihnen das Gefühl geben, das sie/er dies auch tatsächlich erreichen kann. (vergl. Kast, 1984, 16)

Geht sich das aber aus unterschiedlichen Gründen nicht aus und wird diese Vorstellung zudem nicht bewusst gemacht, kommt es häufig vor, dass die gesamte Beziehung in Frage gestellt wird und ungerechtfertigte Kritik am Verhalten der Partnerin oder des Partners nimmt zu. Dann erscheint Trennung oft als einziger Ausweg. Sich ehrlich einzugestehen, was man sich vom Gegenüber wünscht ist ein wesentlicher Aspekt, um eine dauerhafte und vor allem tiefe, echte Partnerschaft zu führen. Ein weiterer Faktor ist der Austausch darüber. Das ist zwar nicht immer leicht, aber unerlässlich, wenn die Beziehung offen und im Miteinander gestaltet werden will. Unbewusste Erwartungen in bewusste Wünsche zu transformieren ist ein lohnender Weg. Inwiefern diese anschließend tatsächlich erfüllt werden müssen bzw. können ist ein weiterer Schritt, um in eine befriedigende und gelingende Lebenspartnerschaft zu kommen.

Grundsätzlich sag ich meinen Klient*innen aber immer, dass die Beziehungspartner nicht dafür zuständig sind, unsere unbewussten Wünsche, aber auch die bewussten zu befriedigen. Wie die jeweilige Partnerschaft definiert wird, hängt von den Beteiligten ab. Was man sich aber wünschen darf ist, ernst genommen zu werden, angenommen zu werden mit den eigenen Bedürfnissen. Daraus ergibt sich nicht automatisch eine Verantwortung für das Gegenüber, aber die Dringlichkeit der Wünsche nimmt ab und dadurch können sie transformiert werden. Wenn Paare bereit sind, sich diesen Themen zu stellen, steht einer echten, ehrlichen Begegnung innerhalb der Beziehung nichts mehr im Weg, und Zusammensein entwickelt sich als Kraftquelle für alles weitere, was das Leben von uns verlangt oder zu bieten hat.

 

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

Kunsttherapie Wien, Psychologische Beratung,www.leben-als-kunst.at

 

Kast, V. (1984). Paare. Beziehungsphantasien oder Wie Götter sich in Menschen spiegeln. Kreuz Verlag GmbH & Co KG, Stuttgart, Zürich.