# 24 Beziehungskunst – wer braucht schon Therapie?

Vor kurzem war sie wieder da, die Diskussion - wozu soll man überhaupt in eine Therapie oder ein Coaching gehen? Da gibt es die durchaus gängige Idee, die sagt: „Man braucht nur dann eine/n Therapeut*in, wenn man keine Freunde hat!“

Ich stelle dann ganz gern die Frage in den Raum, ob jemand, nur weil er Freunde hat, keinen Mechaniker für sein Auto braucht? Oder keinen Steuerberater, wenn es um komplizierte Steuerangelegenheiten geht? Oder einen Anwalt, wenn es sich um Rechtsfragen handelt?

Therapie, Coaching und Beratung sind keine freundschaftlichen Gespräche. Es ist ein professioneller Dialog, mit oder ohne kreativen Prozess, der dazu dient, den Menschen in bestimmten Situationen einen anderen, neuen Ausweg zu ermöglichen. Einen, den er nicht schon 20x genommen hat und immer wieder daran scheitert. Es ist eine Auseinandersetzung mit den tiefsitzenden und unbewussten Problemen. Es gibt dafür meist sehr schlüssige Erklärungen, woher das kommt und was man „dagegen“ tun kann. Es geht um Verständnis der eigenen Thematiken. Es geht um neue Sichtweisen. Es geht um Weiterentwicklung.

Ein/e gute/r Therapeut*in ist nicht nur wesentlich schneller am Kern der Themen, sie/er hat auch Fachwissen, das Zusammenhänge herstellt und den Hintergrund beleuchtet. Sie/er kann Dinge ansprechen, die in einer Freundschaft meist keinen Platz haben und auch nicht haben sollten. Und es gibt Theoriemodelle, anhand derer Beziehungsdynamiken verstehbar werden.

Freundschaft ist ein wichtiger Beziehungsraum, den wir brauchen. Auch um unsere Angelegenheiten zu besprechen, aber sie ersetzt nicht die professionelle Kompetenz von ausgebildeten Menschen.

Eine Klientin sagte kürzlich zu mir: „Warum habe ich das (Therapie) nicht schon viel früher gemacht?“. Sie ist psychisch gesund, hat einen wunderbaren Freundeskreis und trotzdem gibt es Dinge, mit denen sich nicht so wohlfühlt, oder die besser laufen könnten. Sie meint, sie könne schon viel weiter sein, wenn sie schon früher begonnen hätte, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten und Beziehungen anders zu gestalten.

Und dafür sind wir Therapeut*innen da. Wir sind das Öl im Beziehungsgetriebe. Wir helfen dabei, dass Beziehungen nicht nur gut laufen, sondern Spaß machen. Wir helfen dabei, dass Familien wieder zusammenfinden. Wir helfen dabei, dass alte, störende Verhaltensmuster erkannt werden, und wir unterstützen unsere Klient*innen dabei, wie sie sie verändern und transformieren können.

Das sollte eine Freundschaft nicht leisten müssen. Freundschaft ist eine der wertvollsten Beziehungen, die wir haben können. Sie soll nicht zum Problemlösungsraum werden. Freundschaft soll der Raum für Austausch und Erzählungen, für Humor und Spaß, für eine gute Zeit miteinander und für Entspannung sein.

Finde jemanden, dem Du vertrauen kannst und löse Deine Themen mit qualifizierter Hilfe. Du wirst überrascht sein, was alles möglich ist und wie wunderbar sich Deine Beziehungen entwickeln können, wenn man ihnen mit neuer Aufmerksamkeit begegnet.

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

Kunsttherapie Wien

Coaching I Beratung

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