# 19 Beziehungskunst – Ich bin nicht seine Mutter!

Paarberatung, Kunsttherapie Wien, Paare, Coaching, Paarcoaching

Aus der Praxis:

Klientin B. erzählt mir in einem Coaching sehr ungehalten von einer Situation, die sie kürzlich mit ihrem Partner erlebt hat. Er hat sich „wieder einmal“ nicht an das gehalten, was sie besprochen haben. Sie ist verärgert und kann sich kaum beruhigen. All die Arbeit an der Beziehung sei nutzlos, solange der Partner nicht mitspielt, meint sie. Sie hat das Gefühl, dass sie gebetsmühlenartig alles wiederholen muss, und ständig liegt es an ihr die Erwachsene zu sein, währenddem er sich wie ein Pubertierender oder, noch schlimmer, ein Kleinkind benimmt. Sie kommt sich vor, als wäre sie seine Mutter. Der gesamte Haushalt bleibt an ihr hängen, er hebt nicht einmal seine Socken auf, und wenn sie dann etwas sagt, merkt sie, wie er sich innerlich von ihr zurückzieht und sie abwehrt. Er wirft ihr dann vor, dass sie ihn kontrolliert oder bevormundet.

Das ist ein Phänomen das viele Therapeut*innen und Coaches kennen. Die Verwechslung der eigenen Bezugspersonen mit den Lebenspartner*innen. In diesen Situationen werden unbewusste Inhalte auf den gegenwärtige/n Parnter*in - ebenfalls wiederum unbewusst - übertragen. Im Fachjargon nennt man das Projektionen.

Diese Projektionen passieren häufig und können grundsätzlich in allen menschlichen Beziehungen eine wesentliche Rolle spielen. Wenn sie einmal enttarnt sind, wenn man ihnen auf die Spur gekommen ist, ist es um ein Vielfaches leichter, den anderen zu verstehen. Was ebenfalls einfacher wird, ist die eigene Rolle als Partner*in wahrzunehmen, und sich nicht in komplizierte alte Muster hineinziehen zu lassen, sondern bei dem zu bleiben, was man sich innerhalb einer erwachsenen Partnerschaft auch tatsächlich erwarten darf.

Über Erwartungen habe ich schon einmal geschrieben. https://www.leben-als-kunst.at/blog-1/erwartungen

In diesem Blog geht es darum, dass es für eine gelungene Beziehung Voraussetzung ist, dass man gemeinsame Vereinbarungen treffen kann, die auch halten. Es kann vorkommen, dass sich die/der Beziehungspartner*in innerlich und gefühlsmäßig noch nicht von den Bezugspersonen, also Vater oder Mutter, getrennt haben. Diese spielen dann in der Partnerschaft immer wieder eine Rolle, die ihnen allerdings nicht (mehr) zusteht. Sich von den Eltern physisch wie psychisch zu lösen ist unumgänglich, um innerhalb einer Beziehung wirklich glücklich zu werden.

Wenn Frauen ihren Vätern mehr Vertrauen schenken, als ihren Männern und Männer vermehrt das tun was ihre Müttern sagen, als mit ihrer Partnerin Lösungen zu finden, dann fehlt die Basis für eine ehrliche und gefühlvolle Beziehung. Es kommt zu Konkurrenzkämpfen, die letztendlich keiner gewinnen kann und nur viel Leid bringen.

Die Beziehung zu den Eltern zu klären, emotional aus dem Elternhaus auszuziehen und als Erwachsene/r in eine Beziehung zu gehen, bedeutet auch, die eigenen Aufgaben nicht auf die/den anderen abzuwälzen. Es bedeutet, jede/r erledigt das, was zu tun ist. Erwachsene Beziehung heißt Gleichberechtigung und das Vereinbarungen eingehalten werden, auf Augenhöhe. Das schafft Vertrauen, Nähe und vor allem macht es Lust auf ein gemeinsames Leben.

 

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

Kunsttherapie Wien, Coaching & Beratung

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