Therapie, Coaching und Beratung sind keine freundschaftlichen Gespräche. Es ist ein professioneller Dialog, der dazu dient, den Menschen in bestimmten Situationen einen anderen, neuen Ausweg zu ermöglichen. Einen, den er nicht schon 20x genommen hat und immer wieder daran scheitert. Es ist eine Auseinandersetzung mit den tiefsitzenden und unbewussten Problemen. Es gibt dafür meist sehr schlüssige Erklärungen, woher das kommt und was man „dagegen“ tun kann. Es geht um Verständnis der eigenen Thematiken. Es geht um neue Sichtweisen. Es geht um Weiterentwicklung.
„Kunsttherapie hat unterschiedliche Schwerpunkte. Einer dieser Schwerpunkte heißt Ausdruck. Im Vordergrund steht der gestalterische Prozess als solcher.“ (Schmeer, 16)
Die Kunsttherapie kann sich mit ihren kreativen Prozessen auf unterschiedliche Punkte ausrichten. Die Frage ist, worauf lege ich meinen Fokus, was rückt in meine Aufmerksamkeit? Es ist ein Bewusstwerdungsprozess, wo über den kreativen Ausdruck Schicht für Schicht Altes abgetragen und Neues aufgebaut werden kann.
Schon vor Jahren habe ich mir überlegt ein Seminar zum Thema „Beipacktext und Bedienungsanleitung“ zu machen. Der Gedanke dahinter: Wie viel einfacher wären unsere Beziehungen, wenn wir einander gleich mit unseren Vorlieben wie auch den Dingen, die wir nicht so mögen vorstellen würden, bzw. dem Gegenüber die rote Zone erklären. Ein Klient meinte auf diese Idee: „Ja, aber ich möchte mich ja in einem guten Licht präsentieren! Ich möchte sie ja für mich gewinnen, wenn ich da am Anfang schon alles aufzähle, ist sie ja gleich wieder weg!“.
Wie in der Kunst sind wir auch in unseren Beziehungen gewissen Wirkkräften ausgesetzt. Das Miteinander funktioniert ebenfalls unter bestimmten Bedingungen besser oder schlechter. Diese Wirkfaktoren sind grundlegend für alle gleich. Die Differenz ergibt sich aus der Persönlichkeitsstruktur und dem Umgang der jeweiligen Beteiligten.
